
Doch trifft dies keineswegs den Kern. Die MASPERN sind vielmehr gekennzeichnet von Urwüchsigkeit, Herzlichkeit und Frohsinn. Die Bewohner dieses Stadtteils waren schon immer naturbezogen. Erinnert sei an die Trockenlegung und Fruchtbarmachung des „Ukeringen Viertels“ nördlich des Domes. Und sie hatten stets eine sehr enge Beziehung zur Kirche, insbesondere zur Domkirche. Fast alle Kurien lagen Im MASPERN-Viertel, und die Geistlichen ihrerseits pflegten engen Kontakt zu den MASPERN („Hauskompanie des Domes“).

Dem Vorstand gehörten an: Hauptmann Ludwig Proppe, Leutnant Paul Schönbeck, Feldwebel Todt, Fähnrich Wilhelm Leben, Platzmajor Anton Vonderbeck, Zeremonienmeister Eduard Jansen und Verwaltungsrat Josef Schöningh.

In das Jubiläumsjahr 2006 ging der PBSV mit einem Hofstaat, der überwiegend von den MASPERN gestellt wurde. Dies waren: Königspaar Ehrenmitglied Dr. Rudolf Wansleben und Beate Kloke, das Zeremonienmeisterpaar Silke Siemens und Helmut, der Kronprinz Josef Kesselmeier und einer Reihe Mitglieder des jungen Hofes. Das Schützenfest verlief bei besten Bedingungen unter großer Teilnahme durch andere Schützenvereine und der Bürgerschaft. Mit 942 Mitglieder sind die MASPERN die größte Kompanie des Bataillons.








Schützenwesen auf dem Ükern
Die MASPERN — Kompanie hat eine viel längere Tradition, als es das Gründungsjahr in der offiziellen Bezeichnung des Paderborner Bürgerschützenvereins von 1831 e. V. vermuten lässt. Eine Urkunde aus dem Jahre 1473 besagt, dass zu jenem Zeitpunkt schon — also vor mehr als 500 Jahren — im Ükern bereich zwischen Heiers– und Gierstor ein „Schützenhof“ lag. Dieser Schützenhof bestand dort bis ins 18. Jahrhundert. Erst im Jahre 1747 wurde er von der Stadt für 33 Taler an Johann Sprick verkauft.
Ein weiteres Beweisstück ist das Mittelstück der alten MASPERN — Fahne, in der die Jahreszahl 1735 vermerkt ist. Das wertvolle Traditionsstück ist daher schon über 260 Jahre alt. Das Schützenwesen ruht auf der mittelalterlichen Wehrverfassung in Stadt und Land. In den Bürgerrollen der Stadt Paderborn, die seit dem Jahre 1571 erhalten sind, ist bei der Aufnahme jeden Bürgers mit Verleihung des Bürgerrechtes vermerkt, auf welche „Wehr“ er gesetzt wurde (Langrohr, Hellebarde, Spieß oder gar Schwert). Aus dieser wehrhaften Verfassung und Ausbildung der Bürger entstanden die Schützengemeinschaften, wie die alten Schützenbriefe aus Satzungen mit Bestätigung des Landesherren beweisen. Die Paderborner Schützen beteiligten sich im Jahre 1589 an den Auseinandersetzungen mit den Dörnhagenern wegen Differenzen und Hundegerechtigkeiten — was im Ergebnis für die Stadt teuer und folgenschwer genug war. Für das ganze Hochstift war Grundlage der Wehrverfassung der Konförderationsvertrag des Jahres 1597; hierin wurde bestimmt, welche Kontingente die einzelnen Ortschaften zur Landesverteidigung aus den Einwohnern stellen mussten. Dieses Aufgebot kam im Januar 1601 zur Geltung als den Paderbornern die erfolgreiche Abwehr der holländischen Reiter gelang. Nach dem Dreißigjährigen Krieg fand dann erst wieder am 15. Juni 1659 ein Wettkampf der Schützen statt, und zwar „beim Schützenhaus auf der Wiese, wo die Riemeke quelle entspringt“. Ein richtiges Schützenfest folgte dann im Jahr 1676, wozu es in der Vorschrift hieß: „mit allerlei Hand-Röhren und Büchsen, sie seien geriffelt, gezogen, geschroben oder gewunnen, mit Feuerstein, Schwram oder Stickschlössern solle geschossen werden“.
Von den Schützen wurde verlangt, dass jeder der Reihe nach „ohne Ansetzung des Bügels an die Achsel, oder einiger Anlehnung nach den drei Scheiben fünft zehn Schuss aus freier Hand und ausgestrecktem Arm vollbringen“. Dem Sieger wurde „ein vergüldeter Pokal von dreißig Reichstalern“ zuteil. Demnach waren Paderborns Schützen für die Aufgaben der Wachen und des Ordnungsdienstes gut ausgebildet. Hinzu kam von alters her der kirchliche Ehrendienst durch Teilnahme und Begleitung an Prozessionen. Das letzte Schützenfest alten Stils wurde im Jahre 1806 abgehalten, wobei Justizkommissar Schillein Schützenkönig wurde. Unter der anschließenden Franzosenzeit fanden die Schützenvereine mit ihren Schützenfesten allgemein ihr Ende. In Paderborn waren schon im 18. Jahrhundert die Schützengemeinschaften der Bauernschaften — so auch auf dem Ükern — im Bürgerbataillon oder in der Bürger-Garde aufgegangen. Zur Dienstleistung hierin waren alle Bürger verpflichtet. Die Bürger-Garde hatte die Hauptwache auf dem Rathaus zu stellen und die fünf Torwachen an den Stadttoren zu besetzen. Außerdem mussten Posten aufziehen am Regierungsgebäude und am Postamt. Hinzu kamen noch die Patroullien. Die MASPERN hatten den Wachdienst am Heierstor, und am Gierstor wurde die Wache abwechselnd von MASPERN und Kämpern gestellt. Als im Jahre 1831 der Paderborner Bürgerschützenverein gegründet wurde, übernahm er die Organisation der früheren Bürger-Garde und verschiedene ihrer Ausrüstungsstücke, insbesondere die alten Bürgerfahnen. Auf diese Weise blieb die eingangs erwähnte Fahne mit der Jahreszahl 1735 im Besitz der MASPERN — Kompanie, sie hat bleibende Bedeutung für ihre Schützen.
